Bericht zur literarischen Führung durch Basel am Samstag, 7. Mai

Ein Mann präsentiert vor städtischer Kulisse ein BuchEs ist eine Tradition des Freundeskreises der Stadtbibliothek Lörrach, sich mit Ausflügen im Umland auch im Bereich der Literaturgeschichte kundig zu machen.

So stand am Samstag ein Ausflug nach Basel auf der Tagesordnung, der mit dem Thema "Basler Literatinnen und Literaten" eine stattliche Schar von Interessierten zum Treffpunkt Schifflände lockte. Dort wurden die Teilnehmer vom Stadtbilderklärer Siegert Kittel, einem in Basel lebenden Schwaben (und Mitglied des Freundeskreises) erwartet.

Bei sonnigem Maienwetter ging es los mit Thomas Mann, der im Hotel "Drei Könige" seine ersten Tage des NS-Exils verbrachte und dann doch nach Frankreich weiterzog.
So zeigte Herr Kittel auf der Mittleren Brücke ein Bild des Malers Johannes Grützke mit den vier "Säulenheiligen" Basels: Arnold Böcklin, Johann Jakob Bachofen, Jakob Burckhardt und Friedrich Nietzsche.
Kurzweilig schilderte Kittel die Lebensumstände der drei Literaten (Böcklin war Maler) und führte über zu Hermann Hesse, der zweimal in Basel gelebt hatte (als Kind in der Basler Mission und später als Buchhändler an verschiedenen Wohnadressen). 
In Basel entstand sein Roman Steppenwolf, dessen Örtlichkeiten stark von Basel geprägt sind.
Hesse liebte die Stadt und fürchtete die bauliche Veränderung, die er als Verschandelung empfand. Da war er nicht der Einzige. Anhand des Schriftstellers Werner Schmidli ("Meinetwegen soll es doch schneien") schildete Kittel auf der Pfalz (hinterm Münster) den Wandel Basels vom Chemiefabrikenbezirk Kleinbasels hin zur "Cleantechnologie" der beiden Pharmabetriebe Roche und Novartis.

Im zweiten Teil der Führung wurden schreibende Frauen vorgestellt. Neben der Rundfunkjournalistin und Essayistin Ré Soupault (gebürtig als Meta Erna Niemeyer in Pommern) insbesondere Iris von Roten und Elisabeth Berger, die beide einen schweren Stand hatten.

Iris von Roten, eine Rechtsanwältin, kämpfte mit dem Buch "Frauen in Laufgittern" in den 50ern gegen die Gängelung der Frau im Alltag und der Politik.
Sie forderte u. a. das Frauenwahlrecht und wurde bei der Basler Fasnacht 1959 mit zahlreichen Beleidigungen verunglimpft. Lore Berger wuchs in geordneten, aber gefühlskalten Verhältnissen auf und besuchte das Mädchengymnasium Basel.

Dort ermutigten Sie die Lehrerinnen, zu schreiben. So schrieb sie ihren Kummer in dem Roman "Der barmherzige Hügel" nieder.

Sie reichte das Manuskript bei einem Wettbewerb ein und 1944 erschien das Buch - von H. Hesse gelobt - in der Schweiz.
Sie erlebte das Erscheinen nicht, 1943 stürzte sie sich in ihrer Verzweiflung vom Wasserturm auf dem Bruderholz in den Tod.

Ihre ehemalige Schule wurde auch zu einem ein Ort der Frauengeschichte Basels: Lehrerinnen traten in einen spontanen Streik, als 1959 in einer Abstimmung das Frauenwahlrecht ablehnt wurde. 
Die Schule musste gechlossen werden.

Kittel schilderte Schicksale und Geschehnisse kurzweilig, mit nötigem Ernst und mit Humor.
Heiter entlassen ging der Nachmittag im Straßencafé, beziehungsweise mit einem Stadtbummel zu Ende.
Hin- und Rückfahrt fand mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt.